Krähentagung im Allgäu mit Weihnachtsfeier des Landesverbands Bayerns 2016
Wie jedes Jahr freuten sich die Krähenfalkner auf die angebotenen Krähentagungen im deutschsprachigen Raum, um in geselliger Runde mit Freunden die Krähenbeize zu erleben. Eine feste Gemeinschaft, die sich im jagdlichen Kalender die drei bis vier angebotenen Termine fest einträgt und in diesem Jahr nach der Beizjagd zur Weihnachtsfeier des DFO LV Bayerns am Samstagabend geladen waren.
Leider zogen bereits zu Beginn der Saison für die Krähentagungen dunkle Wolken am Horizont auf: das hochpathogene Influenza-A-Virus H5N8, umgangssprachlich Vogelgrippe oder Geflügelpest genannt, drohte alle Planungen zunichte zu machen. Nachdem das Virus zunächst „nur“ bei Wassergeflügel diagnostiziert wurde, meldeten die Behörden in Baden-Württemberg auch befallene Bussarde, Krähen und später zu unser aller Überraschung auch einen Wanderfalken in der Schweiz. Für uns als Organisatoren mussten reiflich überlegte Entscheidungen getroffen werden, wie mit der Faktenlage der einzelnen Landkreise umzugehen war. Als nach Rücksprache unmittelbar vor der Tagung kein bestätigter Fund bekannt wurde, gaben wir grünes Licht für die Anreise der Teilnehmer.
Die Freude war groß, als am Freitag die ersten Falkner im Gasthof „Goldener Hirsch“ in Schrattenbach begrüßt wurden. Nicht nur Falkner aus Bayern sondern auch aus Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen reisten mit ihren Beizvögeln an. Wie jedes Jahr beehrten uns Gäste aus Österreich, Kurt Fessler und aus der Schweiz Walter Sprecher (dieses Mal ohne Beizvogel). Die von uns so geschätzten Krähenfalkner Christine und Pierre Basset aus der Schweiz mussten auf Grund der Vogelgrippe leider absagen. Wir hätten sie gerne bei uns gehabt! Wie alle wissen hängt der Beizerfolg neben dem vorhandenen Wildbestand noch von einigen anderen Faktoren ab. Bei schönem, warmem Wetter mit vielen Spaziergänger und Freizeitnutzern tun wir uns bei der Krähenbeize aus vielerlei Gründen schwerer, als bei trüben leicht nieselnden oder windigen Wetter, das viele auf dem heimischen Sofa verbringen lässt. Zwar war in diesem Jahr das trübe und kalte Wetter für die Krähenbeize ideal geeignet und bot eine ungestörte Krähenverteilung in den Freiflächen, allerdings machte uns der Krähenbesatz in vielen Revieren etwas Sorge. Die nunmehr seit einigen Jahren durchgeführten sogenannten Krähenlockbildjagden, die oft einzige verbliebende Jagd mit der Flinte auf Flugwild in unseren heimischen Revieren, haben den Bestand der Rabenkrähen leider sehr effizient dezimiert. Deshalb erwarteten wir mit Spannung den Verlauf der nächsten beiden Tage.
Am Samstagmorgen, unter der Teilnahme unseres LV-Vorsitzenden Michael Mickisch und Bundesgeschäftsführerin Anke Bormann wurde die Krähentagung mit 16 Falknern und 19 Beizvögel, darunter ein Harris Hawk, vier Habichte, zwölf Wanderfalken und zwei Gerfalkenterzel eröffnet. Nach den einleitenden Worten ging es mit hoher Motivation und überraschend wenigen Autos, in denen alle Sitzplätze belegt waren in die bekannten Beizjagd-Landkreise von Theo Eicher, Winfried Hirsch, Meik und Silvia Kraus, Wolfram Nickel sowie unseren eigenen. Viele Jagdflüge reihten sich aneinander, bei denen die Beizvögel alles aufboten und ihr Können zeigten. Mit Genuss konnte man als entspannter Beobachter die unterschiedlichen Beizvögel in ihrem Element erleben, die entweder am freien Horizont mit unglaublicher Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer oder hoch über der Deckung mit rasanten Steilstößen den Krähen zu Leibe rücken. Nicht weniger beeindruckend zeigten die Rabenkrähen vielfach ihre cleveren Entkommens Strategien und Taktiken, die uns immer wieder begeistern und nicht selten Gesprächsstoff für den Abend liefern, was dann lautstark und wild gestikulierend zu diskutieren ist. Ja, es scheint geradezu ein Gradmesser der guten Stimmung einer Falknergemeinschaft zu sein, wie heftig und laut die Überlänge der Arme sich am späten Abend im Saal erheben.
Am Samstagabend hatte der DFO Landesverbandes Bayern seine Weihnachtfeier geplant, zu der auch alle Falkner und Zuschauer der Krähentagung eingeladen waren. Nach einem leckeren und gemütlichen Abendessen eröffnete Landesvorsitzender Michael Mickisch mit einer kleinen Ansprache die Weihnachtsfeier. Wir hatten uns einiges einfallen lassen: eine Tombola mit praktischen Präsenten bei der jeder Anwesende garantiert einen oder zwei Gewinne einfuhr. Die Lose durften kostenlos gezogen werden und der Hauptgewinn in Form eines Taschenfernglases, das von dem Allgäuer Jagdausrüster Fa. Beer gespendet wurde, erhöhte die Spannung. Nach einer kurzen Pause trat der lokal bekannte Zauberer Lukas auf, der mit allerlei Künsten nicht nur Kinder zum Staunen und Lachen brachte. Ein sehr gelungen Abend, der weit in die Nacht hinein reichte. Leider war der Teilnehmerkreis aus dem Landesverband Bayern eher bescheiden. Ob dies auf Grund der weiten Anreise ins Allgäu oder generelles Desinteresse zurückzuführen war, wird zu ergründen sein und somit das Konzept bzw. die Örtlichkeit der nächsten Weihnachtsfeier neu überdacht werden müssen.
Am nächsten Morgen ging es dann - bei einigen mit deutlich erkennbar verlangsamten Reaktionen und zeitlicher Dessorientierung - in die neu eingeteilten Beizgruppen und -reviere. Erfreulicherweise kamen nahezu alle Beizvögel zum Erfolg und standen am Ende des Tages wieder wohlbehalten auf der Faust ihrer Falkner. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Strecke trotz geringer Krähenbestände mit 49 Individuen etwas höher aus als im letzten Jahr, was sicherlich als ein Zeichen immer besser eingestellter Beizvögel und der steigenden Qualität der Krähenfalkner zu verdanken ist. Das erfreuliche Ergebnis trägt als kleiner Hegebeitrag für die Vogelwelt und eine deutliche Vergrämung für die leidgeprüften Landwirte an den Maisfahrsilos im Winter bei. Diese Plätze werden oftmals wochenlang mit Hunderten von Rabenvögeln belagert, sie verkoten das Viehfutter, picken die Abdichtfolien auf, was das Verderben des darunter liegenden Futters zur Folge hat. Deshalb erfüllt es uns mit Stolz einen natürlichen Jagdablauf als geeignete Maßnahme zur Schadensvermeidung in unserer modernen Gesellschaft einbringen zu können und das erbeutete Wild für unsere Falken als Atzung zu verwenden
Mein Dank gilt am Ende den vielen Jagdherrn, die uns bereitwillig ihre Reviere für die Krähenbeize zur Verfügung stellen und großes Verständnis für unsere Passion der Beizjagd aufbringen. Weiter den zahlreichen Spendern der Tombolapreise die durch unsere Tochter Laura, in mühevoller Kleinarbeit erstellten Lose den Preisen zuordnete. Zu guter Letzt mein herzlicher Dank an meine Mitorganisatoren des jagdlichen Geschehens Theo Eicher, Winfried Hirsch, Meik und Silvia Kraus, Wolfram Nickel und meiner Frau Elisabeth, ohne deren Engagement und Gemeinschaftssinn solch eine Krähentagung überhaupt nicht durchgeführt werden könnte.
Es waren schöne Tage mit euch im Kreise von Gleichgesinnten an denen wir unsere Tradition und anerkanntes immaterielles Kulturerbe ganz getreu dem Motto der Konvention in Deutschland leben durften: Wissen, Können, Weitergeben! Einen Auftrag, den wir ernst nehmen und so gut es möglich ist erfüllen sollten.
Ich wünsche allen unseren Freunden einen guten Mauserverlauf für ihre Beizvögel, eine erfolgreiche Zuchtsaison und dass wir uns 2017 alle gesund wiedersehen werden.
Klaus Leix